Höxter (red). Bei der medizinischen Versorgung ist der Kreis Höxter vergleichsweise gut aufgestellt. Allerdings ist auch hier jede helfende Hand gefragt. Die Berufsbilder rund um Gesundheit und Pflege werden immer facettenreicher. Mit dem Krankenpfleger Rijad Mrljanikovic hat das Standortmarketing der Region plus X einen neuen Botschafter gewonnen, der in der Pflege seine Berufung gefunden hat und die Vielfalt des Berufes lebt. Station 4 des St. Ansgar Krankenhauses in Höxter, Neurologie: Hier ist der Arbeitsplatz des Krankenpflegers Rijad Mrljanikovic.
Er hat eigentlich frei. Aus einem ganz besonderen Grund ist er aber trotzdem in dem Klinikgebäude an der Brenkhäuser Straße. Denn auf Station 3 liegt seine Frau mit dem Nachwuchs, der zum Zeitpunkt unseres Interviews gerade erst zwei Tage alt ist. In diesen besonderen Tagen hat sich Rijad Mrljanikovic die Zeit genommen, unseren Fototermin wahr zu nehmen. Wohl auch weil er genau weiß, dass sich die Kollegen auf der Dritten gut um seine Familie kümmern. „In meiner Ausbildung war ich selbst eine Zeit lang auf der Wöchnerinnen Station eingesetzt. Da habe ich die große Fachkompetenz des Teams und die gute Betreuung der jungen Familien kennengelernt. Das passt einfach!“ freut er sich, dass auch sein drittes Kind hier in guten Händen ist.
Der gelernte Kaufmann im Einzelhandel hat in der Pflege seine eigentliche Berufung gefunden. „Ich bin Frau Pägel vom Bildungszentrum der KHWE (Katholische Hospitalvereinigung Weser-Egge) sehr dankbar, dass Sie mich auf diesen Ausbildungsweg gebracht hat. Das ist genau das Richtige für mich!“ erzählt der dynamische Mann, der zuvor täglich nur von Schrauben und Baustoffen in einem Baumarkt umgeben war. „Die Weiterbildungschancen in der Krankenpflege sind vielfältig. Man muss sich aber natürlich selber die Ziele stecken. Die KHWE unterstützt dabei in der Qualifizierung,“ lobt der examinierte Krankenpfleger seinen Arbeitgeber. „Es macht mir Spaß, mein Wissen weiterzugeben und anderen zu helfen. Als nächstes würde ich gern noch den Praxisanleiter anschließen, vielleicht auch noch studieren.“
Er hat selbst erfahren, dass es woanders nicht so läuft. Nach seiner Ausbildung bei der KHWE wollte er die Arbeit in einem größeren Haus kennenlernen und ist dafür nach Paderborn gewechselt. „Ganz ehrlich – fachlich ist da eigentlich kein Unterschied, aber es ist ein ganz anderer Umgang miteinander. Hier im Ansgar kann ich schnell mal dem Transportdienst Bescheid geben oder andere Dinge auf kurzem Weg regeln. Die meisten von uns kennen sich persönlich und arbeiten gut zusammen. Es geht auf der Station schon fast familiär zu. Das ist für mich eine besondere Qualität,“ bringt er den wesentlichen Unterschied zum Ausdruck. Nach kurzer Zeit war für ihn dann auch klar, wieder zurück nach Höxter zu gehen. „Ich bin meiner Frau auch so dankbar, dass sie mir für die beruflichen Angelegenheiten den Rücken freigehalten hat und großes Verständnis für die Schichtarbeit und die Lerneinheiten in der Ausbildung aufgebracht hat.“
„Ich habe einen Drang zu handeln“
Das Ansgar deckt mit den anderen Standorten der KHWE in Bad Driburg, Steinheim und Brakel, die jeweils unterschiedliche medizinische Schwerpunkte haben, im Klinikverbund medizinisch eigentlich alles ab, was wichtig ist. Aus seiner Ausbildungszeit sind ihm die anderen Standorte auch gut bekannt. „Neben dem Durchlaufen der einzelnen Schwerpunkte und Standorte wurden wir in der Ausbildung auch mit Seminaren zu Scham, Ekel und Trauer geschult und vorbereitet. Auch mit dem Sterben und dem Umgang mit Hinterbliebenen wurden wir konfrontiert. Das lässt niemanden kalt. Diese Ausbildung hilft uns aber im täglichen Einsatz am Patienten.“ Da hilft sicher auch das gute Team auf der Station, das Rückhalt gibt und mit denen man die Schicksale besprechen und Gedanken loswerden kann.
Die Stroke Unit auf der Rijad Mrljanikovic aktuell eingesetzt ist, ist auf die Versorgung akuter Schlaganfälle spezialisiert. Hier werden Patienten nach den ersten Stunden bis Tagen nach dem Schlaganfall behandelt. Nach den lebensrettenden Notfallmaßnahmen erarbeitet ein multiprofessionelles Team aus Physiotherapeuten, Logopäden, Ärzten und speziell ausgebildeten Pflegern (Stroke Nurses) ein individuelles Therapiekonzept. Das ermöglicht nicht nur eine zügige Rehabilitation und Mobilisation, sondern beschleunigt auch die Rückbildung entstandener Einschränkungen und vermeidet weitere Komplikationen. Die Krankenpfleger sind dabei wichtige Ansprechpartner und Koordinatoren. „In der Neurologie sind akute Fälle und Patienten mit chronischen Krankheiten. Jeder Tag, jeder Mensch ist anders. Das macht den Beruf unglaublich abwechslungsreich.“
Und wenn er das Pflegeoutfit dann doch mal ablegt? „Für mich ist meine Familie ein wichtiger Rückzugsort und Ausgleich. Da kann ich richtig runterschalten. Wir gehen mit den Kindern gern zum Godelheimer See, in die Natur oder in die schöne Altstadt. Alles ist schnell erreichbar, wir vermissen nichts. Ich mag den Marktplatz, der ist überschaubar und nicht so wuselig. In der Großstadt wäre er schnell genervt“, ist er sich sicher.
Die älteste Tochter geht bereits in den Kindergarten. Rijad Mrljanikovic ist dort mittlerweile Vorsitzender im Elternrat. „Ich habe einen Drang zum Handeln. Vielleicht ist das etwas, was die Menschen in den Pflegeberufen auszeichnet.“
Foto: GfW