Steinheim (red). "Ich kann mir keine bessere Vorbereitung aufs Examen vorstellen. So einen Stationsalltag selbst zu organisieren - mehr Eigenverantwortlichkeit und Selbständigkeit geht nicht", resümiert Krankenpflegeschülerin Lea Löhr zur Halbzeit des Projekts "Schüler leiten eine Station". Insgesamt fünf Wochen lang haben Schüler im dritten Ausbildungsjahr das Pflegeregiment in der Akutgeriatrie des Klinikum Weser-Egge am Standort Steinheim übernommen, in drei Schichten an sieben Tagen in der Woche. Natürlich mit Netz und doppeltem Boden, denn die examinierten Kräfte bleiben im Hintergrund und stehen bei Fragen und Problemen jederzeit zur Verfügung.
"Die Schüler sollen berufliches Selbstbewusstsein entwickeln, Verantwortung übernehmen und Teamarbeit lernen", fasst Schulleiterin Ute Pägel zusammen, die das Praxisprojekt am Bildungszentrum der Katholischen Hospitalvereinigung Weser-Egge (KHWE) vor zwei Jahren aus der Taufe gehoben hat und sehr stolz auf die Umsetzung ist. "Es gibt andere Ausbildungsstätten, die ähnliches anbieten, aber dann vielleicht ein bis zwei Wochen lang. So eine Praxisphase über fünf Wochen - das ist einmalig!"
Zweimal wöchentlich kommt Ute Pägel mit den Schülern zur Supervision zusammen und reflektiert die vergangenen Tage. Neben Unsicherheiten in der Patientenversorgung geht es bei den Besprechungen häufig um die Zusammenarbeit im Team. "Die Schüler müssen selbst die Dienste organisieren und auch den examinierten Pflegekräften Anweisungen geben - das ist natürlich für alle Beteiligten erst mal sehr ungewohnt,", erklärt die Pädagogin. Die Schülerinnen haben aus ihrer Klassengemeinschaft eine eigene "Bereichsleitung" und auch "Stationsleitungen" gewählt.
An der Klinik für Akutgeriatrie stehen das Pflegeteam unter der Leitung von Ulrich Drewes wie auch Chefarzt Norbert Pfundtner und sein Ärzteteam voll und ganz hinter dem Projekt. "Unsere Klinik eignet sich dafür hervorragend, denn die Schüler können aufgrund der längeren Liegezeiten unserer Patienten die Erfolge ihrer pflegerischen Maßnahmen direkt beobachten und erfahren", sagt Pfundtner.
Auch bei den Patienten und deren Angehörige trifft das Projekt auf volles Verständnis: Sie werden von Beginn an informiert und freuen sich über die vielen jungen Leute auf Station. Oft merken sie auch gar nicht mehr, dass sie Auszubildende vor sich haben. "Die Schüler machen ihre Sache richtig gut und es ist schön zu sehen, dass sie immer sicherer werden," freut sich Ute Pägel.
Auf ins Berufsabenteuer: Rund 30 Krankenpflegeschüler des Bildungszentrums Weser-Egge haben beim Projekt "Schüler leiten eine Station" in der Steinheimer Akutgeriatrie für fünf Wochen das Pflegeregiment übernommen.
Foto: KHWE