Bad Driburg (red). Im Stadtpark Bad Driburg wurden am vergangenen Wochenende mehrere verendete Wildgänse gefunden. Bei den Tieren wurde der Erreger der Geflügelpest – das sogenannte das Aviäre Influenzavirus – nachgewiesen. Das ergab eine Untersuchung des Chemischen- und Veterinäruntersuchungsamt Detmold. Der Befund muss noch vom Friedrich-Loeffler-Institut, dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit und Nationalen Referenzlabor zur Tierseuchenbekämpfung, abschließend bestätigt werden.
Der Veterinärdienst des Kreises Höxter ruft jedoch bereits jetzt alle Geflügelhalter im Kreis Höxter dazu auf, ihre Biosicherheitsmaßnahmen kritisch zu überprüfen und konsequent umzusetzen. „Das Ziel muss sein, Kontakte von Geflügel in Tierhaltungen und Wildvögeln zu verhindern“, sagt der Leiter des Veterinärdienstes des Kreises Höxter, Dr. Jens Tschachtschal.
Derzeit sei der Vogelzug in vollem Gange. „Das begünstigt die Ausbreitung. Wir müssen mit weiteren Fällen auch hier in der Region rechnen“, erklärt Dr. Tschachtschal. „Auch am Möhnesee im Kreis Soest wurde der Erreger vor wenigen Tagen bei einer verendeten Wildgans nachgewiesen. Das Risiko einer Übertragung von Wildvögeln auf gehaltene Vögel wird vom Friedrich-Löffler-Institut, dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, aktuell als hoch eingestuft.“
Vorkehrungen
Um ein Überspringen des Erregers von Wildvögeln auf Haus- und Nutzgeflügel zu verhindern, müssen alle Betreiber von privaten und gewerblichen Geflügel- und Vogelhaltungen bereits im Vorfeld dafür Sorge zu tragen, das Risiko einer Einschleppung zu verhindern. Das gilt auch für Kleinsthaltungen mit nur wenigen Geflügeltieren. „Die Halter stehen in der Verantwortung, ihre Biosicherheitsmaßnahmen zu überprüfen und einzuhalten“, so Dr. Tschachtschal.
Haus- und Nutzgeflügel dürfen deshalb nur an Stellen gefüttert werden, die für Wildvögel nicht zugänglich sind. Sie dürfen nicht mit Oberflächenwasser versorgt werden, zu dem auch Wildvögel Zugang haben. Futter und Einstreu sind so zu lagern, dass sie für Wildvögel nicht zugänglich sind. Es wird empfohlen, Geflügelställe nur mit sauberen Schuhen zu betreten und sehr sorgsam alle Hygieneregeln einzuhalten.
Auch wenn keine unmittelbare Ansteckungsgefahr für den Menschen besteht, sollten verendete Vögel generell nur unter Einhaltung der allgemeinen Hygienevorgaben und mit Handschuhen angefasst werden.
Das Veterinäramt des Kreises Höxter ruft alle Halter von Freilandgeflügel dazu auf, schon jetzt Vorkehrungen für eine mögliche Stallpflicht zu treffen. „Wir empfehlen Geflügelhaltern in der aktuellen Situation bis auf weiteres eine freiwillige Aufstallung des Geflügels. Ob eine verbindliche Stallpflicht notwendig ist, wird vom Fortgang des Geschehens abhängen“, erklärt Dr. Tschachtschal.
Meldepflicht
„Treten plötzlich erhöhte Verluste bei den Tieren auf, ist ein Tierarzt hinzuziehen, um eine mögliche Geflügelpestinfektion auszuschließen“, betont der Leiter des Veterinäramtes. Zugleich erinnert er an die gesetzliche Anzeigepflicht, falls Erkrankungen im Tierbestand auftreten. Auch muss jeder Geflügelhalter seine Tiere bei der Tierseuchenkasse NRW melden, die die Informationen an das zuständige Veterinäramt weitergibt. Ausführliche Hinweise hierzu sind in einem Merkblatt für Geflügelhalter zusammengestellt, das auf der Internetseite des Kreises Höxter abrufbar ist.
Wer verendete wildlebende Wasservögel oder Greifvögel findet, sollte dies bei den örtlichen Ordnungsbehörden melden, damit in Absprache mit dem Veterinärdienst des Kreises nötigenfalls Untersuchungen zum Ausschluss einer möglichen Infektion veranlasst werden können.
Hintergrund:
- Im Kreis Höxter gibt es knapp 1 Million Stück Hausgeflügel in rund 900 Geflügelhaltungen.
- Die Aviäre Influenza, auch Vogelgrippe genannt, ist eine durch Viren ausgelöste Infektionskrankheit, die ihren natürlichen Reservoir-Wirt im wilden Wasservogel hat. Die Geflügelpest ist eine besonders schwer verlaufende Form der aviären Influenza. Die Erkrankung ist anzeigepflichtig und wird staatlich bekämpft.
- Alle Nutzgeflügelarten, aber auch viele Zier- und Wildvogelarten sind hochempfänglich für die Infektion. Bei Hühnern und Puten werden die höchsten Erkrankungs- und Sterberaten beobachtet – teilweise bis zu 100 Prozent. Wasservögel erkranken seltener und oft weniger schwer, scheiden aber dennoch das Virus aus und können als Reservoir für Ansteckungen dienen.