Höxter (red). Gewalt gegen Frauen nimmt in Deutschland laut Polizeistatistik kontinuierlich zu. Unsere Gesellschaft kommt das teuer zu stehen. Doch auch beim vereinbarten Gewaltschutz für Frauen hat die Regierungskoalition in drei Jahren keinen Konsens gefunden. Was wird jetzt daraus, und wie steht es um die Einstellungen und das Engagement der Männer?
In Deutschland steigt die Zahl der Femizide. Allein durch sogenannte Partnerschaftsgewalt starben im Jahr 2023 laut aktuellem BKA-Bundeslagebild 155 Frauen, 133 getötete Frauen zählte die entsprechende Statistik im Vorjahr. Im Jahr 2023 wurden 256.276 Menschen Opfer von häuslicher Gewalt. Das entspricht einer Zunahme von 6,5 Prozent gegenüber 2022. 70 Prozent der Betroffenen waren weiblich. Und noch immer mangelt es auch bei uns im Kreis Höxter an Frauenhausplätzen, Beratungskapazitäten und geeigneten Präventionsmaßnahmen.
Versprechen aus dem Koalitionsvertrag muss eingelöst werden
„Wir werden das Recht auf Schutz vor Gewalt für jede Frau und ihre Kinder absichern und einen bundeseinheitlichen Rechtsrahmen für eine verlässliche Finanzierung von Frauenhäusern sicherstellen.“ So stand es im Koalitionsvertrag von 2021. „Daran halten wir auch nach dem Kollaps der Regierung fest und hoffen auf den Verstand der politischen Akteure“, sagt Leonore von Falkenhausen, Präsidentin des Zonta Club Höxter. „ Das seit Juni von BMFSFJ und BMI angekündigte und noch am Mittag des 6. November von BM Lisa Paus im Bundestag vorgestellte Gesetzvorhaben hat es nicht mehr bis zum Kabinettsbeschluss geschafft.“
Gewalt gegen Frauen – auch ein Wirtschaftsfaktor
Das Gesetz soll die Bereitstellung von Schutz, Beratung und Unterstützung sowie Maßnahmen der Prävention, einschließlich Täterarbeit sichern. Scheitert es an der Finanzierung? Dazu von Falkenhausen: „Dass uns diese Maßnahmen die dringend benötigten Mittel nicht wert sein sollen, ist angesichts der enormen gesellschaftlichen und ökonomischen Lasten, die Gewalt gegen Frauen mit sich bringt, schlicht nicht nachvollziehbar. „Das Europäische Institut für Gleichstellungsfragen schätzt in seinem Bericht von 2021 die Kosten von geschlechtsbezogener Gewalt allein für Deutschland auf 54 Milliarden pro Jahr. Dagegen sind die ca. 500 Millionen, die jährlich für Beratung, Schutz, Hilfe und Prävention vonnöten wären doch sehr günstig“ argumentier die Zonta-Präsidentin.
Zahlreiche Appelle, zu wenig Männer
Schon im Juni 2024 hatten die Zentrale Informationsstelle Autonomer Frauenhäuser (ZIF) die Bundesregierung öffentlich aufgefordert, endlich zu handeln: https://innn.it/geldoderleben. Der ZIF-Petition war am 1. Oktober 2024 ein Brandbrief des Deutschen Frauenrates gefolgt: https://www.frauenrat.de/brandbrief-stoppt-gewalt-gegen-frauen-jetzt-die-ampel-darf-ihr-versprechen-nicht-brechen/.
Gemeinsam mit der Union deutscher Zonta Clubs hat der Zonta Club Höxter die Aktionen unterstützt und sucht dazu auch weiterhin den Schulterschluss mit potenziellen Mitstreitern. „Das Gewalthilfegesetz muss jetzt kommen. Es duldet keinen weiteren Aufschub! Wir freuen uns über jeden Mann, der sich aktiv mit uns dafür einsetzt und gemeinsam mit uns klar macht, dass wir in einer Gesellschaft leben wollen, in der Gewalt gegen Frauen keinen Platz hat.“ führt die Präsidentin des Zonta Clubs aus.
Zonta Says NO -Auftaktdiskussion am 15. 11. um 17:00 mit männlichen Experten
Den Auftakt zu den diesjährigen Aktionen im Rahmen der weltweiten Kampagne „Orange the World“ bildet der digitale Zonta Says NO Talk der Union deutscher Zonta Clubs am 15. November: „Wo bleiben die Männer? Gewalt gegen Frauen geht uns alle an.“ Mit den Zontians und ihren Gästen diskutieren Daniel Lörcher, Antidiskriminierungsbeauftragter bei Borussia Dortmund, Jan Pliszewski von der Fachstelle Respekt! für Mittelfranken sowie Martin Schmitz, Leiter des Präventionsteams der Polizeiinspektion Osnabrück, und Buchautor und Männerberater Björn Süfke über das, was Zonta besonders am Herzen liegt: das erste der „vier P“ der Istanbul Konvention: Prävention, die Verhütung von Gewalt gegen Frauen. Interessierte sind herzlich eingeladen. Auf der Seite der Union Deutscher Zonta Clubs (www.zonta-union.de) kann man sich direkt dazu anmelden.
Das WirAlle Manifest
Neben Rechtssicherheit sowie dem garantierten Zugang zu Schutz, Hilfe und Beratung für alle von geschlechtsbezogener Gewalt Betroffenen, einschließlich ihrer Kinder, fordert das WirALLE-Manifest den bundesweiten Ausbau der Präventions- und Täterarbeit. Zu den Kernforderungen zählt zudem die Beteiligung der Betroffenen an der ressortübergreifenden Koordinierung und Umsetzung der Istanbul-Konvention. Gemeinsam mit den Betroffenen-Initiativen, #DieNächste, One Billion Rising München e. V. und #T.o.B.e. e. V., der Koordinierungs- und Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt und Stalking (KIS) Leipzig, der Union deutscher Zonta Clubs sowie UN Women Deutschland zählen insgesamt 75 Organisationen und Institutionen aus unterschiedlichsten Bereichen der Zivilgesellschaft zu den Erstunterzeichnenden. Das Manifest kann nach wie vor von allen unterzeichnet werden: https://wiralle.org/
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