Marienmünster (r). Wer hätte gedacht, dass die alten Klosterregeln des Heiligen Benedikt, bei einem Sprung durch die Jahrhunderte, noch Aktualität beweisen? Eine Tatsache, die den Industrie- und Handelskammern (IHK) Ostwestfalen zu Bielefeld und Lippe zu Detmold einen Tourismuspreis wert war. Wer genau hinschaut, den wundert das nicht.
Außergewöhnliches Projekt
Zum dritten Mal haben in 2020 die Industrie- und Handelskammern den Tourismuspreis „Teutoburger Wald“ vergeben und damit deutlich gemacht, welch bedeutender Wirtschaftsfaktor der Tourismus für die Region ist. Ausgezeichnet werden dabei außergewöhnliche Ideen, Kampagnen, Produkte oder Dienstleistungen, welche die Destination Teutoburger Wald fördern. Der Preisträger der Ende 2020 unter Corona-Auflagen übergebenen Auszeichnung ist die Gesellschaft für Wirtschaftsförderung im Kreis Höxter mbH (GfW) mit ihrem Projekt „Auf Benedikts Spuren durch die Klosterregion - Digitale Technik trifft Benediktinerregel“.
Ein Impuls für den Alltag
Acht Hörgeschichten, die über die Hearonymus-App kostenlos aufs Mobiltelefon gelangen, führen zu sehens- und vor allem erlebenswerten Klöstern und religiösen Zentren in der Klosterregion Höxter. Die Produktionen setzen die im frühen Mittelalter verfasste Benediktinerregel für das Zusammenleben der Mönche im Kloster vor den historischen Kulissen in Bezug zum aktuellen Alltagsleben der Besucher. Sie fordern etwa zum Innehalten auf, gebieten Achtsamkeit und geben weitere wertvolle Impulse für das eigene Leben. Das Zuhören und die Stille werden etwa beim Besuch der Abtei Marienmünster in den Fokus gerückt. In Hardehausen wird der Blick auf die Werke der Schöpfung gelenkt und in Herstelle geht es um die Wahl der Prioritäten im Leben. Auch das Orgelmuseum in Borgentreich und natürlich die Welterbestätte Corvey sind Ziele dieser klingenden Reise. Acht Postkarten, die in den Klöstern ausliegen, greifen die Themen der Hörgeschichten auf und spiegeln die vor Ort erlebte Regel wider. Eine wie ein Kirchenfenster gestaltete Hörstation macht an wechselnden Orten zusätzlich auf das touristische Angebot aufmerksam.
Voll im Trend
Das Projekt „Auf Benedikts Spuren“ entspreche, laut der Jury, dem Trend zum Erlebnistourismus, verbinde die einzelnen Klosterstandorte mit Anbietern touristischer Dienstleistungen, schaffe regionale Identität und biete eine Grundlage für Pauschalangebote, die von der heimischen Hotellerie aufgegriffen und vermarktet werden können.
Foto: Kreis Höxter
„Wir greifen unser großes historisches und kulturelles Pfund auf, um es als aktuelles, touristisches Trendthema, mithilfe moderner Digitaltechnik, zeitgemäß erlebbar zu machen“, fasst Michael Stolte, Geschäftsführer der GfW den mit dem Tourismuspreis ausgezeichneten Benedikt-Coup zusammen. Zusätzlich stärkt das Projekt bereits bestehende Verbindungen zwischen den einzelnen Klöstern untereinander und mit den Tourismusanbietern. Dadurch entsteht ein tragfähiges Netzwerk, das für die touristische Wertschöpfung in der Region weiter ausgebaut werden kann. Das Thema „Klosterregion“ ist gut etabliert und mit vielen weiteren Angeboten angereichert, welche Gäste auf die Region aufmerksam machen, zu einem Besuch anregen oder deren Aufenthaltsdauer verlängern können. www.kulturland.org