Steinheim (r). Nicht alle schulischen Projekte lassen sich über das Schulbudget oder über den städtischen Haushalt finanzieren. Sponsoren oder ein Förderverein springen Schulen oft zur Seite, wenn es um die Finanzierung besonderer pädagogischer Vorhaben geht. So auch im vorliegenden Fall.
Im Sportprofil der Oberstufe bietet das Städt. Gymnasium u. a. die Sportart Karate an. Um diese eher exotische Sportart ganz authentisch zu lehren, ist die Anschaffung eines Karateanzuges - ein sog. Gi - unabdingbar. Mit dem Förderverein wurde dazu folgendes Modell überlegt: Der Verein finanziert für alle 25 Schülerinnen und Schüler Anzüge und die Eltern entrichten anschließend eine Leihgebühr von 10 Euro für die beiden Jahre bis zum Abitur. Die Leihgebühr dient dazu, verschlissene Anzüge zu ersetzen.
Noch unsicher packten die Schülerinnen und Schüler letzten Herbst dann die in einer Netztasche gelieferten Anzüge aus, verschwanden in der Umkleide und kehrten Minuten später als „kleine“ Samurai zurück. Jetzt musste nur noch das Binden des weißen Gürtels bewältigt werden, dann konnte es losgehen. Bereits nach dem ersten Training war die Kursgruppe einheitlich der Meinung, dass der Gi sehr bequem sei.
Geübt wurden die drei traditionellen Bereiche des Shotokan-Karates (Kihon, Kata und Kumite) sowie die stiloffene Form des sog. Sound-Karates. Beim Letzteren werden die Bewegungen zunächst zum Takt eines Metronoms und dann später zu rhythmischer Musik eingeübt. Die Schülerinnen und Schüler entwickelten hieraus eine eigene Choreografie. Beim Kihon handelt es sich um die Schulung der Grundtechniken in der Vor- und Rückwärtsbewegung. Hierzu zählen Blocktechniken zur Verteidigung, Faust- und Fußtechniken zum Kontern. In der Kata werden diese Techniken in der Fortbewegung in alle Richtungen zu einem Schattenkampf gegen imaginäre Gegner aufgegriffen. Ein sog. Enbusen schreibt ein Bewegungsmuster vor, wobei Anfangs- und Endpunkt immer übereinstimmen müssen. Beim Kumite wird mit dem Partner geübt: Es gibt klare Vorgaben für Uke (Verteidiger) und Tori (Angreifer), alle Angriffe werden von Tori angesagt und der richtige Abstand vorher maßgenommen.
Alle drei Bereiche werden noch vor den Sommerferien in eine Prüfung vor einem vom Deutschen Karate-Verband (DKV) lizensierten Prüfer münden. Wird die Prüfung bestanden, darf der weiße Anfängergürtel (9. Kyu) abgelegt und zum neuen Schuljahr der gelbe Gürtel (8. Kyu) als sichtbares Zeichen einer fortschreitenden Profession getragen werden. Auch hier unterstützt der Förderverein und finanziert etwa die Hälfte der anfallenden Prüfungsgebühren. Kurz vor dem Abitur, so das nächste Ziel, soll dann die Prüfung zum orangen Gürtel (7. Kyu) angesetzt werden.
Foto: Städtiches Gymnasium Steinheim